Samstag, 7. Februar 2015

Mi 28.1. Auf und davon - und keiner konnts mehr sehn

Uns war erzählt worden, dass der Verkehr je weiter man in den Süden kommt, desto schlimmer wird. Das mussten wir am eigenen Leib (bzw. Auto) erfahren. ...

Nachdem wir in Mysuru beschlossen hatten, dass wir am Mittwoch morgen einfach losfahren,
egal ob es mir besser geht oder nicht, und wir dann im Wagen saßen, ging es mir auch besser.
Besser in die Hose machen als im Hotelzimmer versauern. Dafür wurde es Theresia ein bisschen blümerant im Bauch. Was sich dann aber gegen Mittag wieder gab. Wir sind noch mal ein Stück zurück gefahren, so 20 Km um einen (lt. Reiseführer) besonders schönen Garten  mit vielen Springbrunnen und Wasserspielen zu besichtigen, Brivandrum Garden. Dieser Garten befindet sich hinter einer Staumauer und hat so eigentlich für die vielen Brunnen genug Staudruck für alle möglichen Arten von Wasserspielen. Doch - die meisten Wasserbecken waren leer. Einige wurden gesäubert, einige repariert und einige waren einfach baufällig.
Die ganze Anlage machte den Eindruck als wäre sie schon 80 Jahre in Betrieb und es war die Zeit über kein Geld da für Reparaturarbeiten. Aber die Brunnen, die in Betrieb waren, waren sehr schön. Um 13:00 Uhr hatten wir genug Wasserspielen die Zeit geklaut und haben uns auf den weiteren Weg gemacht, Richtung Bandipur. Bei Bandipur sollte der erste große Naturpark sein, in dem alle die Tiere zu sehen sein sollten, die man in Indien erwarten würde. Doch zunächst kam uns einer von vielen verrückten  Busfahrern entgegen.
Ein besonders Verrückter, der 1 Meter hinter einem vorausfahrenden Bus doch mal gucken wollte ob die Gegenfahrbahn frei wäre um zu überholen. Unser Pech, dass wir zu diesem Zeitpunkt ca. 10 Meter vor dem ausscherenden Bus mit ca. 80 Km/h von der anderen Seite kamen. Eine halbe Sekunde später hatte sich unser rechter Außenspiegel mit einem lauten Knall für immer von uns getrennt.

Wir haben ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen. Der Bus hielt, wir hielten, ca. 80 Leute starrten aus den Fenstern. Am Bus war kein Kratzer zu sehen und meinen Spiegel tat der Fahrer mit einem Achselzucken ab. Setzte sich in seinen Bus und fuhr los. Das konnte doch nicht wahr sein. Also da hat man keine Worte für. Weg war er. Im letzten Moment konnte ich sein Nummernschild noch lesen.

Also Spiegel "auf und davon" und der Unfallverursacher "auf und davon".

Bei der nächsten Polizeiwache angehalten und unser Anliegen vorgetragen.
Alle sehr liebenswürdig und immer sehr freundlich - doch zur Tat schritten sie erst, nachdem ich ihnen den Film vorspielte, den unsere Dashcamera gemacht hatte. Da konnte man ganz deutlich sehen, wie der Bus über die Mittellinie kam und auch einfach da blieb. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Busfahrer wurde heranzitiert. Dauer ca. 2 Stunden. Dann Klärung, was denn so ein Spiegel wohl kosten mag. Meiner Schätzung nach mit Einbau ca. 500 Euro. Das ist aber für einen indischen Busfahrer ein Halbjahresgehalt. Wir hätten auch Anzeige gegen den Busfahrer erstatten können, doch die Aussicht, dass dieses Verfahren noch zu einem Zeitpunkt innerhalb der nächsten 2 Monate stattfindet, wäre fast utopisch zu nennen. Der Busfahrer wäre arbeitslos und könnte dann erst recht nicht zahlen. Bei diesem ganzen Geschachere ging es uns gar nicht so sehr ums Geld, sondern dass er in Zukunft vorsichtiger fährt, denn wäre er 5 cm weiter auf unserer Seite gewesen, wäre das Ganze nicht so glimpflich abgelaufen. Wir sind ja froh, dass uns nichts passiert ist. So war uns daran gelegen, dass er die Strafe spürt, aber andererseits wollten wir ihn auch nicht ruinieren. Nebenher wurde uns der monatliche Verdienst des Fahrers erzählt. ca. 7000 Rupien (ca. 100 Euro). Die Polizei hat ihn gefragt, wie er sich denn an den Kosten für den Spiegel beteiligen könne und er hat uns dann 3000 Rupies angeboten. Mit dem Hintergedanken, dass er das nächste Mal etwas vorsichtiger fahren wird, haben wir die 3000 angenommen. Es war dann auch schon wieder dunkel und wir fragten ob wir auf dem Grund und Boden der Polizeistation übernachten dürften. Wir durften.

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