Mittwoch, 25. Februar 2015

Mo 23.2. 12:00 Auf der Autobahn von Hyderabad nach Norden

Superstraße (nicht ironisch), Bernd fährt.
Tiger Suchbild
Hyderabad - nicht schön, denn mir wurde im
Schlangenhaus im Zoo mein Portmonee aus dem Rucksack geklaut. Am meisten ärgere ich mich über mich selbst, dass ich nicht besser aufgepasst habe. 


Lebende Damenhandtaschen
Ich hatte sogar irgendwas am Rucksack wahrgenommen, aber erst beim Ausgang nachgesehen und festgestellt, dass der Reißverschluss offen war und Geldbörse mit Visa- und anderen Geldkarten nicht mehr da war - ärger, ärger, ärger, grrr!
Die Zoopolizei hat der Polizei von der nächsten Wache Bescheid gesagt. Die kamen an, und als der eine erfuhr, dass wir jetzt gar kein Geld haben, hat er uns gleich 1000 Rupies (14€) gegeben, damit wir erst mal über die Runden kommen - total nett! Auf der Wache zeigten wir den Diebstahl an, haben aber wenig Hoffnung, dass irgendetwas daraus folgt. Zum Glück haben wir noch Bernds Visacard.                    
Selbst in Indien holt einen die Vergangenheit                                                                                                   
ein. Ein Anblick aus vergangenen Bürotagen.                                                        

So konnten wir dem netten Polizisten Pops das Geld wieder zurückgeben, womit er wohl gar nicht gerechnet hatte. 
Aber im Zoo haben wir endlich die ersten echten Tiger in Indien gesehen. Und so einiges mehr...

Abends sind wir zum Golkonda Fort gefahren, wo wir eine Light- und Soundshow gesehen haben, in der uns auf englisch die Geschichte des Forts aus dem Mittelalter mit unterschiedlichen Herrschern nahegebracht wurde. 


Einzelne Teile des Gemäuers wurden in unterschiedlichen Farben beleuchtet und man hörte nur Stimmen, die die Intrigen- und Liebesgeschichten erzählten, und Lieder, die gesungen wurden, denn Musik, Poesie und Tanz spielten zu der Zeit wie heute eine große Rolle.

19 Uhr
Wir sind heute nur gefahren, 440 km. Meistens war der National Highway 7 (auf MapsMe heißt er NH44) vierspurig gut ausgebaut. Aber es gab auch mehrere Stellen, wo es plötzlich zweispurig wurde mit Gegenverkehr, mal rechts, mal links, mit zig Schlaglöchern. Screely musste schon ziemlich ackern manchmal. Und wir sind froh wenn wir ohne Achsbruch durchs Land kommen.
Wir stehen mal wieder an einer Tankstelle, nachdem wir zwei Nächte in Hyderabad im Hotel waren, in der Nähe des geografischen Mittelpunktes von Indien, Nagpur. Haben gerade Nudeln mit Gemüse und Masala-Gewürzen von Maggi gegessen (wie Yumyum). Und genießen jetzt noch die sommerlichen Temperaturen, werden aber leider etwas von Mücken genervt.
                              

Fr 20.2. Hampi 2

Sechsstündige Besichtigungstour mit Guide in Hampi. 
Wir haben eine Menge über die Götterwelt der Hindus erfahren. Man kommt mit den vielen Namen ja völlig durcheinander. Und wenn dann Götter wie Vishnu auch noch in zehn verschiedenen Gestalten (Avataren) auftauchen, macht das das Verständnis nicht unbedingt einfacher. Der Elefantengott Ganesh ist also der Sohn von Shiva und Parvati, und er steht häufig am Eingang von Tempeln, denn er gilt als der Gott, der alle Hindernisse beseitigt. 

Bei allen indischen Tempeln gibt es an der Seite einen Lakshmi-Tempel, denn Lakshmi ist die Göttin, die materiellen Wohlstand bringt, sodass sie von vielen Hindus verehrt wird.
Ganz interessant war noch der Vitalla Tempel, der für Hochzeiten und sonstige Feiern benutzt wurde. Die dünnen Säulen wurden als Musikinstrumente verwendet, denn durch Anschlagen von unterschiedlichen Seiten entstanden unterschiedliche Töne.
Nach der Besichtigungstour beschlossen wir, uns den Sonnenuntergang von der anderen Seite des Flusses Tungabhadra anzusehen, wo es sogar mal einen der wenigen Campingplätze in Indien geben sollte.
 Der war diesmal tatsächlich vorhanden, die Goan Corner. Wir waren überrascht, wie gut besucht von jungen Leuten aus aller Herren Länder dieser Ort war. Und auf dem nahe gelegenen Hügel traf man sich zur Jam Session zum Sonnenuntergang. Toll!

Do 19.02.15 Hampi 1

Die letzten 120 Km waren an diesem Morgen ein Katzensprung.
Hampi - konnte man schon 20 Km vorher in kleinen Teilen erkennen. Hier ein kleiner Tempel und da einige Ruinen - sozusagen einige kleine Appetithappen als Vorsuppe.
Und dann Hampi.
Es ist wirklich so wie in vielen Büchern beschrieben und von einigen unserer Reisebekanntschaften schon vorhergesagt wurde. Man wird von der Menge und dem Ausmaß der Tempelanlagen auf den ersten Blick erschlagen.

Unsere erste Unternehmung in einer neuen Ortschaft, wo wir übernachten wollen, ist uns nach einem geeigneten Platz umzuschauen, an dem wir in Ruhe stehen können.
Nachdem wir in einer Sackgasse im Menschengewühl standen, wurden wir von einem Guide für Hampi angesprochen. 

 

Wir hatten uns vorher schon darauf geeinigt uns einen Guide zu nehmen. Dieser Guide hat uns, nachdem wir unser Problem erläutert hatten, zu einem Hotel geführt, auf dessen Parkplatz wir gerne stehen könnten, wenn wir unser Essen im Hotel einnehmen würden.
Danach haben wir uns für den nächsten Morgen mit ihm verabredet.

Sonntag, 22. Februar 2015

Mi 18.2. Auf nach Hampi 3



Bin früh aufgewacht, weil ich eigentlich den Sonnenaufgang sehen wollte. Um 6:30 war der Strand schon wieder voller Menschen. Aber weil es diesig war, bin ich doch nicht aufgestanden. So sind wir erst gegen 10 losgekommen - Richtung Hampi - ca 430 km -. 
Beim Frühstück gegen 11 wurden wir von angeblichen Zeitungsreportern fotografiert und interviewt. Als dann immer mehr Mopeds anhielten, um uns zu bestaunen, haben wir gemacht, dass wir wegkamen.

Und weiter den ganzen Tag gefahren, ohne große Vorkommnisse. Bis auf einen Unfall, der sich vor unseren Augen abspielte: ein überholender Truck drängte einen kleinen weißen PKW von der Straße und schrammte dessen ganze Seite, bzw. dellte sie ein. Der Truck fuhr einfach weiter. Und wir auch. An der nächsten Tankstelle, um 17:00 Uhr, fanden wir einen Platz für die Nacht.
 




Noch ca 120 km bis Hampi.

Auf nach Hampi 2

Nur eine Kurze Etappe, in Km, bis Chennai (früher Madras)
Ganze 80 Km und ganze 4 Stunden, um in eine Millionenstadt zu kommen und auf der anderen Seite  wieder heraus. Weiter 150 Km bei Nellore, noch ein letztes Mal an den Strand des indischen Meeres. Als wir dort ankamen haben uns ca 2000 Menschen am Strand  mit ihrer Anwesenheit überrascht. Also wirklich, so völlig abseits jeglicher Ansiedlung auf einmal so einen Auflauf von Menschen zu begegnen hat uns total umgehauen. Wir dachten ein schönes kleines gemütliches Fischerdorf und dann das. Erste Reaktion, da kein Platz um im Auto zu übernachten, gleich ins nächste und einzige Hotel in der Nähe. Dann noch mal ins Wasser, was nicht ganz einfach war, weil man sich um einen Stehplatz im Wasser schon ein bisschen bewegen musste. Das Geheimnis dieses Spektakels, ein Neuer Tempel wurde an diesem Tag direkt am Strand eingeweiht und das hat Volksfestcharakter.
Geschlafen haben wir dann doch ganz nett, weil das Hotel einzelne Bungalows hatte und unser einen genügenden Abstand zu dem feiernden Volk hatte. Wir haben dieses Ereignis dann zum Waschtag werden lassen, da am Strand kein Bleiben von uns möglich war. Alle 5 Meter wurde man angesprochen, wo man herkommt, was man hier will, ob man ein Photo mit uns machen könnte und so weiter.

Auf nach Hampi 1

Nach dem Frühstück in der netten Bäckerei in Auroville Richtung Norden.

In Mamallapuram haben wir einen kleinen Zwischenstop eingelegt. Es sind dort sehr beeindruckende Felsreliefs, die wir natürlich nicht einfach am Wegrand liegen lassen.



 
 Sehr beeindruckend.

 Da im Ort die Kunst des Bildhauers sehr verbreitet ist, haben wir mit den Gedanken gespielt uns einen Löwen zuzulegen. Er sollte mindestens so groß sein, das Lily drauf reiten könnte. Nach diversen Anfreundungen mit verschiedenen Löwen, die meistens zu klein, zu groß, zu unfreundlich oder hässlich waren, hatten wir einen gefunden, der uns so ziemlich zusagte. Doch der Künstler wollte doch ganze unverschämte 1000 .- Euro für das gute Stück Löwe. Dafür war der Löwe dann doch nicht freundlich genug. Hätt ein großes Loch in die Reisekasse gerissen und die letzten 7 Wochen hätt er nur im Weg gestanden - im Auto mit seinen gut 350 Kg - und damit auch kaum zu bewegen. In Kovalam haben wir dann am Strand (Müllhalde) genächtigt. Mitten in der Nacht kam der Dorfsheriff vorbei und wollte uns dazu bewegen ins Hotel umzuziehen, da es am Strand nicht "save" sei. Das haben wir dann ganz simpel ignoriert. Siehe auch Auroville (englisch)

Samstag, 21. Februar 2015

12. - 15.2. Four days in Auroville

 Some miles north of Pondicherry there is an international experimental town called Auroville.  We got to know about it by some German friends we had met in Agonda in Goa (Thank you, Martina and Jochen!) Here people of good will are realising community projects. The first we found was a bakery - with real bread and cake like in Germany! That was our place to have breakfast. And here we met two guys from Germany who wanted to know everything about our car and the trip. They invited us to come to their guesthouse and have a selfmade Marsalatea. And in that guesthouse in Yatra we met the next Germans and French and Indian people. We arrived just the correct day because that night was supposed to be a sing-along there.
At the visitors' centre of Auroville we had to make a date to be able to enter the Matrimandir, the "Temple of the Mother". As the first possible date was next Sunday we decided to stay at this spiritual place for four days and gain strength for the last weeks of our journey. Many people spend their holidays or even their lives here.

The Sing-Along that night was fun. We had some instruments, keyboard, drums, of course I brought my guitar and sang and danced lots of easy mantra-like Indian songs, that I will bring home to sing them in Hamburg with my choirs :)
We slept next to the guesthouse in our car under a tree.

The next days we spent at the beach and discovering different places in Auroville. 
On Saturday there was a festival with different circus workshops and at night dancing to Disco music from the eighties, played by a live band. 
We had the occasion to see an Indian film with English subtitles about life of an Indian tribe and how problems are solved with the wisdom of old Indian tradition. It reminded me a bit of what had happened to us after our accidents. The question was not "Who is guilty?" but to find a solution that is acceptable for everyone. And in the end you are asked "Are you happy?".

The centre where the Matrimandir was built was chosen by The Mother, the founder of Auroville. She put her finger on the map and it turned out to be a spot where a Banyantree is growing.
 That is a special tree with airroots growing from the tree's crown downwards making new trunks. At your first visit to Matrimandir they show a video about what Auroville was created for, bringing together people of all nations and religions to live together peacefully. The inside is all white, but through the golden plates on the outside it seems orange. We were given white socks to put on and were walking one after the other along stairs in the inside of the ball up to the meditation room, where we sat down on white pillows, all strictly quietly, for 10 minutes. The walking reminded me of science-fiction-movies, or the German Bundestag in Berlin where you also walk stairs up inside the "Kuppel". The good thing was the complete silence inside as contrapoint to the normal sensory overload in India.

Freitag, 13. Februar 2015

Di 10.2. in Madurai


Der dritte Crash in zwei Wochen. Zum Glück wieder kein Personenschaden, aber diesmal hat es den linken Außenspiegel und die linke Seite erwischt. Bernd war auf der Überholspur, als plötzlich der Laster auch nach rechts herüberkam und uns praktisch an die Leitplanke quetschte. Wir hielten beide an. Bei ihm am Auto war nichts passiert, denn er hat unsere Karosserie nur mit seinen großen Reifen berührt. Er stieg aus und schimpfte gleich auf Indisch auf uns ein, dass wir nicht gehupt hätten. Wir auf deutsch, dass das ja wohl seine Schuld sei. Kurz danach hielten einige Typen auf Motorrädern an und fragten, was passiert sei. Sie versuchten gleich zu vermitteln. Nach unseren vorigen Erfahrungen machte es wenig Sinn, die Polizei zu holen. So einigten wir uns darauf, zur nächsten Werkstatt zu fahren, um unseren Schaden zu beheben. Der Unfallverursacher kam auch mit. In der Werkstatt wurde das Gehäuse vom Spiegel wieder befestigt und ein neuer Spiegel angefertigt. An die Ausbesserung der Seitenfläche wollten sie sich nicht heranwagen, da das zwei oder drei Tage gedauert hätte und die Übernahme der Kosten nicht geregelt war. Die Kosten für den Spiegel übernahm der LKW-Fahrer, aber für den Rest war er gerade mal bereit 1000 Rs (13€) zu zahlen. Mehr hätten wir wohl auch mit Polizei nicht erreicht. Da die Dashkamera wieder nichts aufgenommen hat, fehlte auch das Beweismaterial. Aber die ganze Geschichte dauerte insgesamt ca drei Stunden.

 Heute Vormittag waren wir im berühmten riesigen Sri Meenakshi Temple in Madurai mit der 1000-Säulen-Halle. Am Eingang gab es strenge Sicherheitskontrollen. Bernd schmuggelte die Hero in seiner Hosentasche mit und filmte heimlich unseren Gang durch den Tempel. Leider wurde er kurz vorm Ausgang erwischt. Große Aufregung unter den Wachleuten, wie er die Kamera, bei der man ja noch nicht mal ein Bild sehen kann, hereinbekommen konnte. Wir zahlten noch einmal 100 Rs extra und durften dann gehen.


Aber natürlich wäre das möglich. Auf dem großen Parkplatz war es ratzeputze leer, bis auf einen Wächter und auf einer Seite bei einem Haus eine ganze Menge Frauen und Kinder. Der Wächter erzählte uns auf Nachfrage, sie seien ansteckend krank, Lepra oder Pocken, so genau haben wir es nicht herausbekommen.
Somit haben wir eine Nacht unter Bewachung und einen friedlichen Schlaf bekommen.

Mi 11.2. Besuch beim Künstler

Wir haben gestern gerade eine Mail bekommen, in der stand, ob wir denn überhaupt noch weitere Eindrücke aufnehmen können. Ich glaube schon, wenn auch eine gewisse Abgeklärtheit nach dem zweiten Tempel an

einem Tag eintritt und man einen Tag später wieder einen Tempel besucht, der eigentlich nicht viel anders aussieht als die vorherigen. Wenn möglich machen wir Photos oder kleine Clips und wenn wir die Photos dann Zuhause aufarbeiten, werden wir doch die einen oder anderen Eindrücke vertiefen können.




Nach unserem dritten Unfall, und der unerträglichen Einstellung der indischen Autofahrer, regellos schnellstmöglich ans Ziel zu kommen, dabei aber nur bescheidene Fahrkenntnisse aufzuweisen, tritt bei mir an einem Tag wie heute doch schon mal der Gedanke auf - was will ich hier eigentlich?
Doch dann haben wir wieder, so wie gestern abend, eine Begegnung mit netten und freundlichen Indern, wo es Spaß macht, sich mit ihnen auszutauschen. Wir lernen jeden Tag neue Menschen kennen, die uns helfen auch ohne gleich die Hand aufzuhalten. Solcherart von Begegnungen bauen einen dann wieder auf und machen stark und neugierig auf weitere Abenteuer.


Einer der Sicherheitsleute bot an, uns in den Tempel zu begleiten. Was toll war, denn er schleuste uns  an den Massen von Besucher schnell überall durch und erklärte uns alles. Dieser Tempel, der der Göttin ... gewidmet ist, die unserer Mutter Gottes Maria entspricht, wird von vielen Pilgern besucht, die sich Heilung bei Gebrechen erhoffen. Sein Angebot, uns auch die Tempel in Trichy zu zeigen, nahmen wir gerne an. Im Srirangartempel war aber das Innere für Nicht-Hindus nicht zugänglich. Aber das Äußere war schon interessant genug. Und anstatt noch einen dritten Tempel anzusehen führte er uns zu einem Bekannten, einem der besten Instrumentenbauer, der uns sein Atelier zeigte. Witzigerweise hatte er ein deutsches Buch da, das vom Völkerkundemuseum in Berlin herausgegeben worden war, und in dem es um den Bau von indischen Saiteninstrumenten ging. Sein Vater und auch er selbst war dort abgebildet und ihre Tätigkeit genauestens beschrieben.






Und nun hatten wir heute doch keinen unfallfreien Tag. Diesmal bin ich gefahren, bzw. habe ich gestanden und an einer enger werdenden Straße einem Laster den Vorrang gelassen. Der hat aber mit seinem Heck unseren rechten provisorischen Außenspiegel abgefahren. Wir hielten dann neben ihm vor einer großen Kreiskreuzung, die von Polizisten geregelt wurde. Bernd stieg aus, um ihn zur Rede zu stellen. Der Fahrer winkte aber wieder nur ab. Das kennen wir ja schon. Ein Mopedfahrer, der neben mir hielt, gab den Tipp, den Polizisten auf der Kreuzung Bescheid zu sagen, was Bernd auch tat. Und so musste der LKW-Fahrer an den Rand fahren und wir hinterher. Der Polizist nahm alles auf, und dann folgte wieder die Frage, was nun passieren sollte. Wir bestanden darauf, dass der Spiegel ersetzt wird, natürlich nicht mit Originalteil, das wussten wir ja schon. Der Fahrer sagte, er sei ein armer Mann, und plötzlich tat es ihm Leid und er bat um Entschuldigung, er hatte aber keine Idee, wie er es wieder gut machen konnte. Es war auch noch jemand mit ihm gefahren. Und plötzlich tauchte noch ein dritter Mann auf, der Besitzer des LKWs. Der nahm alles in die Hand und wollte uns einen neuen Spiegel besorgen. Wir mussten fast eine Stunde darauf warten. Dann wurde er gemeinschaftlich von allen irgendwie mit einem Band am alten Gehäuse angebunden und wir konnten endlich weiterfahren, allerdings ohne den Spiegel benutzen zu können. Er muss noch von Bernd morgen befestigt werden.

Dienstag, 10. Februar 2015

Weiter Richtung Kumily

07.02.15 Samstag

Sehr früh wach geworden 07:00 Uhr. Um 08:30 schon "on the road again" Richtung Kumily ca. 180 km. Nach 30 km kamen wir zu dem von uns anvisierten National Park, mit Tiger, Elefanten, Affen, Bären und einer Menge anderem Getier. Zu Anfang war es ja noch ein bisschen spannend in die Büsche zu gucken und darauf zu hoffen ein Tier bei seiner Morgentoilette zu überraschen. Was sich allerdings auf den letzten 150 km nicht erfüllte. Aber wir hatten eine wunderbare Straße unter unseren Rädern, an der sich unser Screely so richtig bewähren konnte. Man brauchte kein Schlaglochsuchgerät, da sich auf diesen kurzen 150 km derweil auf jedem Meter ca. 7 kleine und 5 große Schlaglöcher befanden. Alle 3 Meter kam dann auch eine mittelgroße bis ganz große Grube, in denen wir das eine oder andere Mal ganz schön in Schräglage kamen - anstrengend und Kreuz malträtierend.


Mit den alle 10 km kommenden Kontrollen, an denen jedesmal Pass, Führerschein, Fahrzeugschein und Quittung des Eintrittsgeldes vorgezeigt werden musste, so dass der Officer alles per Hand in ein dickes Buch eintragen konnte, hat diese Strecke 8 Stunden beansprucht. Alles in allem, viel Dschungel, keine Tiere, anstrengend und nach so einer Fahrt wünscht man sich mal wieder eine vernünftige Straße.

In Kumily gingen wir nach langer Zeit mal wieder Pizza essen. Dann wurde uns von einem Typen Hilfe angeboten, als wir auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht waren. Er war vom TourismusInstitut und bot uns gleich noch weitere Attraktionen an, nachdem er uns zu einem Freund mit Hotel mit Parkplatz geführt hatte. So haben wir dann abends eine traditionelle Tanzvorstellung besucht. Zuerst wurden die drei Musikinstrumente benannt und bestimmte Bewegungen der Körperteile (Hände, Augen, Schultern...) vorgeführt und wie die 9 Gefühle (Liebe, Hass, Wut...) dargestellt werden können. Und im zweiten Teil tanzten zwei Tänzer eine Geschichte, die mit den Instrumenten und einem Sänger musikalisch untermalt wurde. 
Und dann aßen wir noch ein leckeres nicht scharfes Reisgericht in dem Hotel.

So 1.2. bis Do 5.2. Besuch in der Loyola School


So ganz ohne Schule kann ich mir das Leben ja nicht vorstellen. Daher besuchten wir in Trivandrum eine Schule, die von dem Jesuitenpater Syriac P. vor einigen Jahren gegründet wurde. Wir wurden empfangen wie die Könige, da meine Schwester sich an der St. Ansgar Schule in Hamburg sehr intensiv darum kümmert, dass die Schule finanziell unterstützt wird. 
Bernd und ich wurden, als wir am Montag morgen in der Schule ankamen, gleich von vielen Kindern belagert und auf Englisch ausgefragt, denn (wohl anders als an staatlichen Schulen) wird großer Wert darauf gelegt, dass die Schüler außer im Malayalam-Unterricht nur Englisch sprechen.
Um 9 in der Assembly wurden lauthals aus 800 Kehlen Lieder gesungen, u.a. Song of Joy (Freude schöner Götterfunken), teilweise begleitet von Trommel- und Trompetenband, und gemeinsam gebetet, und natürlich wurden wir sehr herzlich begrüßt und Schüler, die uns gerade vorher noch interviewt hatten, präsentierten dann der Schulgemeinschaft etwas über unsere Reise und unsere Töchter. Es war schon  ganz anders als an unseren Schulen, wie diszipliniert die Schülerinnen und Schüler da standen, in Reih und Glied, und immer auf die Sprechenden gehört haben. Als es doch einmal unruhig wurde, sagte der Pater "Talk, talk, talk", dann redeten alle, und nach einer Minute sagte er "5,4,3,2,1", und dann waren alle still. Uns zu Ehren sang eine Gruppe "Die Vogelhochzeit". Pater Syriac hatte den deutschen Text den Schülern auf Malayalam aufgeschrieben. Wir haben uns artig bedankt, und nach dem letzten Lied, das die Treue zum Land zum Thema hatte, gingen alle Schüler in ihre Klassen. Die Lehrerinnen (es sind wirklich ausschließlich Ladies) blieben noch im Kreis stehen und dankten Gott für ihren Lebensweg und beteten um Beistand bei ihren heutigen Aufgaben in der Schule. 

Ich habe vormittags mit einigen Klassen gesungen, u.a. "Freude schöner Götterfunken" auf deutsch, und mich mit den Schülern auf Englisch unterhalten. Und habe mir von ihnen  die Zahlen von 1-10 auf Malayalam beibringen lassen. Endlich wieder Schule!
Bernd blieb am Auto auf dem Schulhof, hat dort gelesen und war in den Pausen immer belagert, zunächst hauptsächlich von Jungs, aber später kamen auch die Mädchen an.
Nachmittags sind wir mit Father Syriac
in der näheren und etwas weiteren Umgebung herum gefahren, zuerst zum Elefantenpark

und dann besuchten wir mehrere seiner Schüler- und Lehrerfamilien. Die Kinder wurden vorgeführt, waren teils sehr schüchtern, teils sehr aufgeschlossen uns gegenüber. Vielleicht wurden aber auch wir vorgeführt ;) Ein Mädchen aus einer Hindufamilie hat uns einen traditionellen Tanz vorgeführt, was schon sehr gekonnt aussah. In einer christlichen Familie tagte gerade eine Frauen Prayer Group. Bei der letzten Familie bekamen wir Abendbrot, ansonsten wurde uns immer Tee und z.T. Gebäck oder Obst angeboten. Es war schon sehr toll, dass wir hier die Möglichkeit bekamen, ein bisschen Alltag in den Familien zu erleben und mit den Menschen, die sehr gastfreundlich sind, ins Gespräch zu kommen.
Am letzten Nachmittag gab es eine Präsentation von verschiedenen, vor allem traditionellen Tänzen und ein Mädchen hat sehr inbrünstig die "I have a dream"-Rede vorgetragen. Beeindruckend! Und alles "to the honour of Theresia und Bernd".
Der Abschied fiel nicht leicht, es war schon fast wie Familie, aber wir müssen ja noch mehr von Indien "abarbeiten".












Samstag, 7. Februar 2015

Sa 31.1. Back Water


Haben gut geschlafen. Die Betten waren wirklich bequem. Nach dem Frühstück haben wir den Hotelpool getestet und sind dann weiter, um einen Bootstour-Anbieter zu finden.
Jetzt sind wir auf einer total tiefenentspannenden Bootsfahrt auf den Backwaters. Ein laues Lüftchen weht. Der Motor tuckert hinten relativ leise. Die Wellen plätschern am Bootsrand. Es gibt nicht viel zu sehen außer ein paar schwarzen Vögeln.
  Die beiden Inder, die das Boot fahren, belästigen uns nicht mit Smalltalk oder Erklärungen über die Gegend. Schön! 

Zum Abend haben wir einen netten Beach gefunden an dem sich, wie üblich, am Abend viele Inder eingefunden haben, um den Sonnenuntergang zu fotographieren, meist noch als Selfy mit sich selbst im Vordergrund. Nach Sonnenuntergang waren es nur noch gefühlte 36 Grad. Da wir bei dieser Wärme beide Seitenfenster unten hatten, war es eigentlich auch keine große Überraschung für mich, dass irgendwann mitten in der Nacht 2 Männer sich am Fenster zu schaffen machten, die, nachdem sie dann von mir angesprochen wurden, mit ein paar Brocken Englisch nach Feuer fragten und sich dann schell verzogen.





Fr 30.1. VW Service -- Maruti Suzuki ++

Da sind wir nun extra gestern zum VW Service in Kozhikode gefahren, in der Hoffnung, dass die uns den Spiegel ersetzen können - und? Wir hatten ja schon befürchtet, dass die keinen Originalspiegel da haben oder beschaffen können. Aber die waren zwar sehr freundlich und am Wagen wieder interessiert wie die kleinen Kinder, aber überhaupt nicht einfallsreich was den Spiegel betraf. Wir bekamen teures Motoröl aufgefüllt, und der Chef (oder Unterchef), der aus London war, wollte für den nächsten Tag eine Lösung für den Spiegel finden.  Daher übernachteten wir vor dem Showroom an der Straße. Immerhin wurde der Sicherheitsdienst informiert, dass wir nachts die Toiletten dort benutzen konnten. Die Nacht war sehr warm. Wir sind ja inzwischen in Kerala und hier sind gefühlte 39 Grad. 
Heute Morgen haben wir dann im Servicecenter gewartet, aber als um 10 sich immer noch niemand um unser Anliegen kümmerte (immerhin bekamen wir einen Tee serviert), fragten wir nach dem Chef. Der saß in seinem Büro und meinte, er könne nichts machen mit dem Spiegel, aber wir sollten es mal 200 km weiter bei VW in Kochi versuchen. Schönen Dank! Wir haben dann 200 m weiter bei einer Suzuki-Werkstatt um Hilfe gebeten. Der Chef selbst holte zwei alte Spiegel aus dem Fundus und etwas Draht, und in fünf Minuten hatten wir ein Provisorium. Und er wollte noch nicht einmal etwas dafür haben - toll! Suzuki kann man nur empfehlen!



Und schon geht es weiter in Richtung Kochi, wo wir eine Bootstour in den Backwaters machen wollen.
Auf der Strecke kommt uns plötzlich ein Umzug mit geschmückten Elefanten, Trommlern und Tänzern entgegen. Da müssen wir doch mal anhalten, und werden fast genauso von den Einheimischen bestaunt wie die Elefanten ;) Und man fordert uns auf,
Fotos mit den Elefanten zu machen und
mit dem Umzug mitzuziehen bis zum
nächsten Tempel.
Dort sind viele Buden aufgebaut,
es ist ein richtiges Volksfest, und alles
knallebunt und laut musikalisch untermalt.





 
Bis wir dann in Kochi ankamen, war es schon dunkel und wir waren so durchgeschwitzt, dass wir wieder ein Hotel mit Dusche brauchten. Nach einigem Suchen gönnten wir uns dann ein etwas teureres. Dafür gab es auch eine Kakerlake dazu.

Mi 28.1. Auf und davon - und keiner konnts mehr sehn

Uns war erzählt worden, dass der Verkehr je weiter man in den Süden kommt, desto schlimmer wird. Das mussten wir am eigenen Leib (bzw. Auto) erfahren. ...

Nachdem wir in Mysuru beschlossen hatten, dass wir am Mittwoch morgen einfach losfahren,
egal ob es mir besser geht oder nicht, und wir dann im Wagen saßen, ging es mir auch besser.
Besser in die Hose machen als im Hotelzimmer versauern. Dafür wurde es Theresia ein bisschen blümerant im Bauch. Was sich dann aber gegen Mittag wieder gab. Wir sind noch mal ein Stück zurück gefahren, so 20 Km um einen (lt. Reiseführer) besonders schönen Garten  mit vielen Springbrunnen und Wasserspielen zu besichtigen, Brivandrum Garden. Dieser Garten befindet sich hinter einer Staumauer und hat so eigentlich für die vielen Brunnen genug Staudruck für alle möglichen Arten von Wasserspielen. Doch - die meisten Wasserbecken waren leer. Einige wurden gesäubert, einige repariert und einige waren einfach baufällig.
Die ganze Anlage machte den Eindruck als wäre sie schon 80 Jahre in Betrieb und es war die Zeit über kein Geld da für Reparaturarbeiten. Aber die Brunnen, die in Betrieb waren, waren sehr schön. Um 13:00 Uhr hatten wir genug Wasserspielen die Zeit geklaut und haben uns auf den weiteren Weg gemacht, Richtung Bandipur. Bei Bandipur sollte der erste große Naturpark sein, in dem alle die Tiere zu sehen sein sollten, die man in Indien erwarten würde. Doch zunächst kam uns einer von vielen verrückten  Busfahrern entgegen.
Ein besonders Verrückter, der 1 Meter hinter einem vorausfahrenden Bus doch mal gucken wollte ob die Gegenfahrbahn frei wäre um zu überholen. Unser Pech, dass wir zu diesem Zeitpunkt ca. 10 Meter vor dem ausscherenden Bus mit ca. 80 Km/h von der anderen Seite kamen. Eine halbe Sekunde später hatte sich unser rechter Außenspiegel mit einem lauten Knall für immer von uns getrennt.

Wir haben ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen. Der Bus hielt, wir hielten, ca. 80 Leute starrten aus den Fenstern. Am Bus war kein Kratzer zu sehen und meinen Spiegel tat der Fahrer mit einem Achselzucken ab. Setzte sich in seinen Bus und fuhr los. Das konnte doch nicht wahr sein. Also da hat man keine Worte für. Weg war er. Im letzten Moment konnte ich sein Nummernschild noch lesen.

Also Spiegel "auf und davon" und der Unfallverursacher "auf und davon".

Bei der nächsten Polizeiwache angehalten und unser Anliegen vorgetragen.
Alle sehr liebenswürdig und immer sehr freundlich - doch zur Tat schritten sie erst, nachdem ich ihnen den Film vorspielte, den unsere Dashcamera gemacht hatte. Da konnte man ganz deutlich sehen, wie der Bus über die Mittellinie kam und auch einfach da blieb. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Busfahrer wurde heranzitiert. Dauer ca. 2 Stunden. Dann Klärung, was denn so ein Spiegel wohl kosten mag. Meiner Schätzung nach mit Einbau ca. 500 Euro. Das ist aber für einen indischen Busfahrer ein Halbjahresgehalt. Wir hätten auch Anzeige gegen den Busfahrer erstatten können, doch die Aussicht, dass dieses Verfahren noch zu einem Zeitpunkt innerhalb der nächsten 2 Monate stattfindet, wäre fast utopisch zu nennen. Der Busfahrer wäre arbeitslos und könnte dann erst recht nicht zahlen. Bei diesem ganzen Geschachere ging es uns gar nicht so sehr ums Geld, sondern dass er in Zukunft vorsichtiger fährt, denn wäre er 5 cm weiter auf unserer Seite gewesen, wäre das Ganze nicht so glimpflich abgelaufen. Wir sind ja froh, dass uns nichts passiert ist. So war uns daran gelegen, dass er die Strafe spürt, aber andererseits wollten wir ihn auch nicht ruinieren. Nebenher wurde uns der monatliche Verdienst des Fahrers erzählt. ca. 7000 Rupien (ca. 100 Euro). Die Polizei hat ihn gefragt, wie er sich denn an den Kosten für den Spiegel beteiligen könne und er hat uns dann 3000 Rupies angeboten. Mit dem Hintergedanken, dass er das nächste Mal etwas vorsichtiger fahren wird, haben wir die 3000 angenommen. Es war dann auch schon wieder dunkel und wir fragten ob wir auf dem Grund und Boden der Polizeistation übernachten dürften. Wir durften.