Mittwoch, 17. Dezember 2014

28.11. bis 6.12.2014 Eine Woche Teheran mit Einblick in IranischesFamilienleben

Über die Grenze kamen wir ohne große Verzögerung dank eines "Schleusers", der sich Bernd sofort geschnappt hat, aber auch genau wusste, wo er welche Unterschrift bekam, wie man Geld tauscht und wo es Diesel gibt und die notwendige Autoversicherung, da Iran nicht durch die grüne Auslandsversicherung abgedeckt ist. 
Die erste Nacht verbrachten wir kurz vor Tabriz im Bus. Draußen war es bitterkalt, im Bus zeitweise auch, da wir die Standheizung nicht durchgehend laufen lassen konnten.
Am nächsten Tag kamen wir gegen Abend bei den M.s an, die in Teherans Osten in einer 3-Zimmer-Wohnung leben. Im großen Wohnzimmer saßen sie mit der Verwandschaft, mit der sie schon den ganzen Tag auf ihre deutschen Freunde gewartet hatten. Es gab eine sehr herzliche Begrüßung und wir erzählten uns gegenseitig auf englisch, wie es uns inzwischen ergangen war. Das heißt, Maryam und ihre Schwester Mahtab sind die einzigen, mit denen wir uns ganz gut verständigen können. Der 12jährige Sohn Parsa spricht ganz wenig Schulenglisch. So wurde zwischendurch immer wieder hin- und herübersetzt. Es wird Zeit etwas Farsi zu lernen. Die Zahlen hatte ich mir schon im iranischen Konsulat in Erzurum von einer Besucherin beibringen lassen: ١٢٣٤٥٦٧٨٩٠ Ich habe leider nur eine arabische Tastatur, die 4,5 und 6 sehen etwas anders aus.

Es gab den obligatorischen Tee, dazu Obst und Kekse. Zum Abendbrot waren dann noch  Maryams Mann, ihr Bruder und ihre Eltern da. Ihre Mutter war sowieso fast die ganze Zeit dabei, um ihre Tochter mit dem Säugling zu unterstützen. Meistens hat sie die iranischen Spezialitäten für uns gekocht. Aber generell sind die familiären Bindungen sehr eng. Die Eltern wohnen mit Mahtab und ihrem Bruder um die Ecke.
Wir wurden gezwungen, im Ehebett zu schlafen, während Myriam, ihr Mann und das Baby auf dem Teppich im Wohnzimmer nächtigten. Das war uns sehr unangenehm. Da wir aber nicht im Auto schlafen durften, obwohl es ganz sicher unten in der Garage stand, einigten wir uns für die nächsten Nächte, darauf, dass wir im Wohnzimmer schliefen.

Uns wurde Teheran gezeigt, von oben auf dem Milad Tower.
In meine Kindheit versetzt wurde ich durch den Besuch der Paläste des Shah Reza Pahlevi, der in den sechziger Jahren Hamburg besuchte und über den und seine Frauen Soraya und Farah Diba meine Oma immer bestens über die Regenbogenpresse informiert war. Die Einrichtung war so ähnlich wie bei meinen Großeltern, natürlich größer, wertvoller und von allem etwas mehr, denn man musste ja Staatsgäste empfangen und beherbergen.


Am ersten Tag sind wir noch mit dem Auto gefahren, haben danach aber die Metro bevorzugt, da die Straßen zu bestimmten Zeiten (fast immer) einfach zu voll waren. Metrofahren ist auch ein Erlebnis: in Hamburg gibt es ja ab und zu Musikanten, die in der U-Bahn von Wagen zu Wagen ziehen, um sich ein paar Münzen zu verdienen. Hier sind es fliegende Händler, die sich jeweils auf bestimmte Verkaufsgüter spezialisiert haben, von Gummihandschuhen über Kugelschreiber bis zu Zahnbürsten. Im Gegensatz zu Istanbul wurde mir hier leider kein Sitzplatz angeboten. Es gab allerdings jeweils zwei Wagen, die für Frauen reserviert waren.
Der Höhepunkt war unsere Wochenendtour (unser Sonntag ist hier der Freitag) in den Norden ans Kaspische Meer, das eigentlich ein See ist, wo Maryams Eltern ein Haus besitzen, nur vier Stunden von Teheran entfernt. Der Weg führt über die Berge durch ein Skigebiet. Auch hier war die Saison noch nicht eröffnet, obwohl schon Schnee lag.
Am Freitag musste Bernd dann mal zeigen, was der Screelander alles kann. Es war ein großer Spaß, am Strand entlangzufahren, auch mal ein bisschen durch die Wellen und durch Prile. Auf dem Hinweg schaffte er sogar einen flachen Fluß, aber leider blieben wir auf dem Rückweg in der Mitte stecken. Es sammelten sich gleich einige Zuschauer und ein Pickup versuchte uns herauszuziehen, was aber weder nach vorne noch nach hinten funktionierte. Das Wasser stieg bis zur Tür-Unterkante. Erst ein Trecker schaffte es, den Bus herauszuziehen. So eine Aufregung! Aber eigentlich gut, dass das hier passiert ist und nicht irgendwo im Dschungel, wo wir keine Unterstützung hätten.



1 Kommentar:

  1. Ist ja irgendwie eine andere Welt. Ich bin ja mehr für Ostsee, Holland und Mallorca.
    Im Röwe ist mal wieder der "Noro" unterwegs - sonst alles O.K.

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